Während manche noch damit beschäftigt sind, die zwischen 1997 und 2009 geborene Generation Z (“Gen Z”) zu verstehen, stehen ihre Nachfolger:innen schon in den Startlöchern: die Generation Alpha. Geboren nach 2010, tritt diese Generation in den nächsten Jahren in den Arbeitsmarkt ein - vorerst vor allem als Praktikant:innen, Lehrlinge und Azubis. Doch wie tickt diese Generation eigentlich? Welche Medien nutzt sie und wie könnte ihr Arbeitsalltag aussehen? Was wünschen sie sich von ihren zukünftigen Arbeitgeber:innen? Und welche Auswirkungen hat das auf das Recruiting von Unternehmen?
Mehr Informationen über die jungen Talente finden Sie in unserem Artikel zur Generation Alpha im Arbeitsalltag und in unserem Whitepaper zur Generation Alpha.
Generation Alpha - Definition
Als “Generation Alpha” oder kurz “Gen Alpha” werden alle zwischen 2010 und 2025 geborenen Kinder und Jugendlichen bezeichnet. Sie sind meist die Kinder der zwischen 1980 und 1996 geborenen Millennials (“Generation Y”). Prägende Erlebnisse dieser Generation sind vor allem die Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die Klimakrise.
Was ist typisch für die Generation Alpha?
Das Aufwachsen der Generation Alpha ist stark geprägt von Digitalisierung und voranschreitenden Technologien, besteht aber auch aus vielen Krisen: Corona-Pandemie, Klimakrise und Krieg in Europa sind Erlebnisse, die die jungen Alphas prägen. Ihrer Elterngeneration, den Millennials, wird oft ein Drang zum Perfektionismus nachgesagt, was in der Erziehung zu Überbehütung führen kann - gleichzeitig wird den Kindern aber schon früh auf Augenhöhe begegnet.
Hyperdigital und Hyperflexibel
Während die Gen Z mit dem Smartphone aufgewachsen ist, wurden die Alphas mit dem Smartphone geboren. Oft können sie Smartphones und Tablets bedienen, bevor sie sprechen können. Kommunikation, Spiel, Unterhaltung und Lernen basieren auf digitalen Technologien - die Alphas sind nicht nur extrem versiert im Umgang mit digitalen Technologien, sie sind auch darauf angewiesen wie keine Generation vor ihnen. Während der Corona Pandemie haben sich auch ganz alltägliche Dinge wie Schule in die digitale Umgebung verlegt. Die Unterscheidung zwischen realer und digitaler Welt kann eine Herausforderung für sie sein, da alles fließend ineinander greift. Gleichzeitig sind sie es durch die sich schnell ändernde Umgebung gewöhnt, sich an neue Umstände anzupassen und gelten als “early adopters” - also Personen, die neue Technologien schnell in ihr Leben integrieren. Das liegt auch daran, dass Wissen und Informationen immer schneller veralten - Neues zu lernen ist für die Gen Alpha selbstverständlich.
Klima- und Umweltschutz
Die Generationen Z und Alpha werden die Auswirkungen der Klimakrise weitaus stärker zu spüren bekommen, als ihre Vorgänger:innen. Nachhaltigkeit, Klimabewusstsein und Umweltschutz spielen während ihrer Jugend eine große Rolle. Dementsprechend wird Nachhaltigkeit auch später einen wichtigen Stellenwert im Leben der Alphas haben und auch bei der Jobwahl eine wichtige Rolle spielen.
Corona-Pandemie
Während einige Mitglieder der Generation Alpha die Pandemie noch nicht miterlebt haben, sind die meisten Alphas während den Lockdowns gerade in der Schule gewesen - oder eben nicht. Obwohl die Erfahrungen der Alphas während der Pandemie je nach Alter, sozialem Umfeld und Alltag extrem unterschiedlich waren, zeigen sich zwei Entwicklungen relativ deutlich: Home Office ihrer Eltern, aber auch ihr eigenes Home Schooling und digitale Lerninhalte sind für die Alphas eine Selbstverständlichkeit. Trotzdem haben die Maßnahmen und Einschränkungen der Pandemie sowohl soziale als auch mentale Spuren hinterlassen.
Individualisierung
Die Generation Alpha ist so inhomogen und divers wie keine Generation vor ihnen. Zwischen gesellschaftlicher Polarisierung, einer immer größer werdenden Arm-Reich-Schere und der oft überbehüteten Kindheit machen alle Alphas sehr unterschiedliche Erfahrungen. Sie sind dabei jedoch Individualisierung gewohnt: ob in Form von individualisierten Produkten oder digitalen VR-Umgebungen, die Alphas sind es gewohnt, ihre Umgebung an sich anzupassen. Diese Anpassungsfähigkeit ihrer Umgebung entsteht unter anderem auch durch die neuen technischen Möglichkeiten, die ihnen zur Verfügung stehen.
Wohlstand und Bildung
Der Wohlstand und das Bildungsniveau steigen von Generation zu Generation - so auch bei den Alphas. Aufgrund des ständig wachsenden weltweiten Wohlstands, wird die Generation Alpha wohlhabender sein, als alle Generationen vor ihnen. Zusätzlich wird erwartet, dass auch das Bildungsniveau steigt - während es mehr Hochschulabschlüsse geben wird, sinkt die Zahl derer, die keinen oder nur einen Hauptschulabschluss haben. Gleichzeitig verändert sich der Bedarf auf dem Arbeitsmarkt: Während die Suche nach gut ausgebildeten Fachkräften immer schwieriger wird, bedroht künstliche Intelligenz vorrangig Jobs, die digitale (Routine)arbeiten oder Analysen voraussetzen - also Jobs, für die bisher ein sehr hoher Bildungsgrad von Bedeutung war.
Wie wird sich die Gen Alpha auf dem Arbeitsmarkt verhalten?
Wie in allen anderen Bereichen ihres Lebens auch, spielen Technologie und eine digitale Umgebung eine große Rolle für die Alphas. In einem rein digitalen Umfeld zu arbeiten fällt ihnen leicht und sie lernen schnell, neue Programme und Technologien zu nutzen. Erfahrungen damit, komplett remote zu arbeiten, haben sie schon in der Schule gesammelt. Gleichzeitig erwarten sie auch von ihren Arbeitgeber:innen, dass diese Möglichkeiten gegeben sind: flexibles Arbeiten, digitale Arbeitsmittel und Eigenständigkeit sowie Flexibilität sind ihnen im Arbeitsalltag wichtig. Bei der Arbeitgeberwahl achten sie darauf, dass Werte und Arbeitskultur zu ihrem Lifestyle passen und verlangen nach kreativen Freiräumen. Diese nutzen sie dafür, effizient und kreativ an Projekten zu arbeiten - Routinearbeiten kommen im Arbeitsalltag der Alphas eher selten vor, vieles wird bereits automatisiert durchgeführt. Künstliche Intelligenz ist ein Werkzeug, mit dem sich die Alphas den Alltag leichter machen und das ihnen dabei hilft, ihren Alltag zeiteffizient zu gestalten. Gleichzeitig bringen sie Arbeitgebern (und Marken) weniger Loyalität entgegen. Statt eines klassischen Vorgesetzten sehen sie Führungspersonen eher als Mentor:innen und Coaches, die Teams leiten und eigenständiges Arbeiten ermöglichen. Zusätzlich legen sie Wert auf Flexibilität in ihrer Arbeitsweise und -zeit, wie sie es von anderen Services (z.B. Online-Shopping) auch gewohnt sind. Persönliche Weiterentwicklung und konstante Weiterbildung auch in Micro-Einheiten (zum Beispiel kurze Videos, Chat-Konversationen mit Expert:innen, interne Sharings etc.) werden zu einem festen Bestandteil des Arbeitsalltags der Alphas.
Mehr zum Thema Generation Alpha im Arbeitsleben finden Sie in unserem exklusiven Whitepaper: Generation Alpha im Recruiting und auf dem Arbeitsmarkt:
Wie sollten Unternehmen auf die Gen Alpha reagieren?
In wenigen Jahren strömen die Alphas auf den Arbeitsmarkt. Um im War for Future Talents die Nase vorne zu haben, müssen Unternehmen schon jetzt ihre Recruitingstrategien für die Generation Alpha etablieren. Die folgenden Maßnahmen sollten dabei im Mittelpunkt stehen:
Gute Arbeitsumgebung schaffen
Eine flexible und digitale Arbeitsweise wird von vielen Alphas vorausgesetzt. Wenn es der Job ermöglicht, sollten Möglichkeiten wie Home Office, Remote Work und flexible Arbeitszeiten selbstverständlich sein. Auch das Verständnis von Führung wird sich in einigen Unternehmen ändern müssen, um die jungen Alphas anzusprechen und zu halten - starre Hierarchien und strenge Top-Down Kommunikation sind für sie wenig attraktiv. Stattdessen muss Arbeit gemeinsam gedacht werden und Führungspersonen begleitend und leitend agieren.
Die richtigen Kanäle & Formate wählen
Der beliebteste Social Media Kanal ist bei der Generation Alpha derzeit Youtube, dicht gefolgt von TikTok. Das Medium Video ist für die Alphas das, was Fotos für Millennials waren: ein Medium, das einfach zu konsumieren ist und alle Freiheiten zur Selbstverwirklichung gibt. Zusätzlich werden authentische “Live-Momente” immer wichtiger: BeReal, eine Plattform, bei der ein Schnappschuss des derzeitigen Moments gepostet wird, wird immer beliebter bei den jungen Generationen Z und Alpha. Auch Livestreams auf Twitch, Tiktok und Co. sind gerne gesehen.
Neben Videos werden die Alphas die erste Generation sein, die mit Sprachsteuerung und Sprachassistenz aufwächst - Siri, Alexa und Co. lassen grüßen. Sie machen demnach den Schritt weg von geschriebenen Texten und Wisch-Bewegungen auf Screens hin zu Voice-Befehlen und Konversationen mit der Technologie. Chatbots, Sprachnachrichten und künstliche Intelligenzen in Form von Virtual Assistants sind ebenfalls Begleiter der Gen Alpha.
Um die junge Generation zu erreichen, müssen Unternehmen sich also zunehmend mit den Medien “Video” und “Sprache” auseinandersetzen, z.B. in Form von Performance Recruiting, organischem Content oder Suchmaschinenoptimierung. Das Tool, das die Gen Alpha dafür nutzt, ist jedoch weiterhin das Smartphone: von Einkäufen über Arbeit bis hin zur Kommunikation nutzt auch die bisher tech-versierteste Generation das Smartphone, begleitet von Smartwatches und Voice Assistants in den eigenen vier Wänden.
Werte kommunizieren
In der andauernden digitalen Reizüberflutung, der die Gen Alpha ausgesetzt sein wird, ist es essentiell, die relevanten Informationen prägnant und auffällig zu kommunizieren. Bei der Arbeitgeberwahl sind das für die Gen Alpha neben den Basisinformationen (Gehalt, Arbeitszeit etc.) vor allem die Werte und der Arbeitsalltag. Umweltbewusstsein, Diversität und soziales Engagement sind dabei genauso wichtig wie die Unternehmenskultur. Um die Aufmerksamkeit der Alphas zu erregen und sich von der Konkurrenz abzuheben, müssen diese Informationen zielgruppengerecht kommuniziert werden, beispielsweise in Form von Kurzvideos auf Tiktok oder Live-Einblicken in den Arbeitsalltag.
Künstliche Intelligenz berücksichtigen
Schon in der Schule und der Ausbildung setzt die Generation Alpha Künstliche Intelligenz (KI) ganz selbstverständlich als Hilfsmittel im Alltag ein. Textverarbeitungsprogramme wie ChatGPT, werden genauso selbstverständlich genutzt wie andere Generationen Google verwenden. Doch auch in der Freizeit spielt KI für die jungen Alphas eine große Rolle: ob KI-basierte Kunst, Entertainment oder smarte Gadgets, viele Aspekte im Leben der Alphas haben KI-Elemente.
So ist es nur natürlich, dass auch bei der Jobsuche und im Bewerbungsprozess die Künstliche Intelligenz eine große Rolle spielt: von ChatGPT verfasste Motivationsschreiben und KI-generierte Bewerbungsfotos sind nur der Anfang der Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz den Bewerber:innen von morgen bietet. Was einerseits den Bewerbungsprozess schwieriger gestalten kann, weil nicht immer klar ist, wie vertrauenswürdig Bewerbungen sind, bietet gleichzeitig die Gelegenheit, den Recruitingprozess neu zu denken und KI-Tools als Hilfsmittel im Bewerbungsprozess zu sehen.
Fazit
Auch wenn die Generation Alpha erst in den nächsten Jahren auf den Arbeitsmarkt strömen wird, lohnt es sich für Unternehmen schon jetzt, sich mit der nächsten Generation auseinanderzusetzen. Techaffiner und anpassungsfähiger als die Generationen vor ihnen legen die Alphas großen Wert auf Individualisierung, Flexibilität und neu gedachtes Leadership. Um die Alphas zu erreichen, müssen Unternehmen vor allem auf Video und Sprache in den zielgruppenadäquaten Social-Media-Kanälen, z.B. TikTok, setzen und ihre Werte klar nach außen kommunizieren. Auch künstliche Intelligenz wird für die Generation Alpha eine große Rolle spielen, wenn es um Jobsuche und Bewerbung geht. Dabei gilt es immer, die Zielgruppe, also die Generation Alpha, in den Mittelpunkt der Candidate Journey zu stellen.
Noch ist nicht genau abschätzbar, wie sich der Arbeitsmarkt durch die Gen Alpha verändern wird. In welchen Branchen neue Jobs geschaffen werden oder wie die klassische Karriere der Alphas aussehen wird. Auch wie sich die Alphas in einem Unternehmenskontext verhalten werden und wie sie mit ihren Vorgängergenerationen, den Millennials und der Gen Z zusammenarbeiten werden, kann derzeit nur gemutmaßt werden. Wichtig ist jedoch, als Unternehmen die Zielgruppe im Auge zu behalten und schon jetzt die passende Recruiting-Strategie für die nächste Generation aufzubauen.